Es ist noch kein ganzes Jahr her, dass das Allround Sport Gym (ASG) eine Benefiz Fight Night veranstaltet hat und dabei zum wiederholten Male mit extrem rechten Kämpfern auffiel. Bereits in den Jahren zuvor wurde durch verschiedene Veröffentlichungen belegt, dass die Veranstaltungen des ASG ein Treffpunkt der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern sind.

Nicht nur die Fight Card, sondern auch das Publikum war durchsetzt mit Neonazis. Zuschauende fielen durch rechte Szenekleidung auf und sogar einige Beschäftigte des engagierten Sicherheitsdienstes waren einschlägig bekannte Rechtsradikale [1,2].

Zudem ist bekannt, dass die Räumlichkeiten des Kampfsportvereins in Güstrow Teil der Infrastruktur der extremen Rechten waren, da sie mindestens zeitweise der neonazistischen Partei Der III. Weg zur Verfügung gestellt wurden [3].

Christian Bürki, Vorsitzender des ASG und Veranstalter der Fight Nights in Rostock, Güstrow und Stralsund, äußerte sich gegenüber der Ostseezeitung zu den Vorwürfen. Im Interview sagte er, er würde die Sportler überprüfen bevor sie bei seinen Veranstaltungen antreten dürfen [1]. Dass auch in diesem Jahr mindestens eine Person eindeutig der extremen Rechten zuzuordnen ist, lässt an der Effektivität dieser Prüfung zweifeln.

Rechte Kontinuität

Eine Recherche im Internet ergibt, dass der 19-jährige Thorben Paul Hedermann aus Toitenwinkel enge Verbindungen zur extrem rechten Szene hat. Er trainiert nicht nur im ASG Rostock und bei MMA Rostock Kampfsport, sondern auch mit den Neonazis vom III. Weg. Bei der Fight Night am 11. Oktober will er seinen ersten Kampf bestreiten.

Der Neonazi Thorben Paul Hedermann will am 11.10.2025 in den Ring steigen. Quelle: Screenshot Facebook.

Sein Vater, Sascha Hedermann kommt ursprünglich aus Nordwestmecklenburg und ist ein rechtsradikaler Liedermacher, der in den 2000er und 2010er Jahren vor allem auf NPD-Veranstaltungen musizierte [4]. Später fiel er als Teil einer selbsternannten rechten Bürgerwehr auf [5]. Außerdem besuchte er bereits zahlreiche Demonstrationen der NPD sowie der AfD. Beruflich vertreibt er Kamine und ist angestellt bei Hark-Kaminvertrieb in Rostock. 2023 sponsorte er mit seiner Firma Hedermann Kaminbau den MMA Cage Fight in Rostock. Die Veranstaltung wurde von MMA Rostock organisiert, einem Verein, bei dem neben einigen anderen Neonazis auch Thorben Paul trainiert.

Dennoch geht Sascha Hedermann in den sozialen Medien offen mit seinem politischen Weltbild um. Dabei wird deutlich, dass er seinen Sohn bereits im Kindergartenalter mit rechter Ideologie in Berührung gebracht hat. 2011 posierte er in seiner Wohnung mit Kind, Baseballschlägern und Waffen.

Sascha Hedermann mit seinem Sohn (Verpixelung nicht im Original). Quelle: Screenshot Facebook.
Sascha Hedermanns inzwischen anscheinend nicht mehr existierende Firma Hedermann Kaminbau sponsorte eine Veranstaltung des MMA Rostock. Quelle: Screenshot Instagram.

Engagierter Nachwuchs-Neonazi

Thorben Paul Hedermann ist aktiver Teil der Struktur des III. Weg Nord/Ost. Er nimmt regelmäßig an den Kampfsporttrainings des Stützpunktes teil, die ihre Mitglieder auf gewalttätige Auseinandersetzungen vorbereiten sollen.

Mit seiner politischen Überzeugung geht er offen um. Auf einem seiner Instagram-Postings posiert er stolz vor einer Fahne des III. Weg, unterlegt mit dem Lied Kamerad der Band Phönix. Ebenfalls vorne im Bild zu sehen ist der führende Kopf des III. Weg-Stützpunktes Nord/Ost, David Mallow. Mallow kann auf eine lange Karriere als gewalttätiger Neonazi zurückschauen und ist in- und außerhalb der Szene einschlägig bekannt [6].

Thorben Paul Hedermann (hinten links, unverpixelt) posiert mit David Mallow (vorne links, verpixelt) und anderen vor einer Fahne des III. Wegs nach einem Training. Verpixelung im Original. Quelle: Screenshot Instagram.
Thorben Paul Hedermann (vorne, ganz rechts) bei einem Training im ASG Rostock.

Es war auch David Mallow, welcher 2024 Zugang durch einen eigenen Schlüssel zu den Räumlichkeiten des ASG in Güstrow hatte, wodurch dort das Training des III. Weg stattfinden konnte. Durch enge Kontakte zu solch aktiven Parteikadern und eine regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen hat Thorben Paul sich als zuverlässiger rechter Aktivist hervorgetan.

In einem Musikvideo des inhaftierten Nazi-Rappers Kombaat sieht man ihn erneut unter der Leitung von David Mallow. Thorben Paul und andere Neonazis werden beim Training gezeigt, inszeniert, um Solidarität mit Kombaat zu üben und die rechten Inhalte seiner Lieder zu verkörpern.

Thorben Paul Hedermann (hintere Reihe, 3. von rechts, stehend mit heller Jeans, Kombaat-Shirt und Schlauchtuch) im Musikvideo des inhaftierten Neonazi-Rappers "Kombaat" (bürgerlich Manuel Eder). Das Video zeigt III.-Weg-Mitglieder aus MV, Berlin und Brandenburg beim Training.

Das Musikvideo ist der extrem rechten Asov-Brigade in der Ukraine gewidmet. Im Hintergrund zu sehen sind Solidaritätsbekundungen für den österreichischen Neonazi und Interpreten Manuel Eder, der sich Kombaat nennt. 2024 wurde er vor dem Landesgericht Innsbruck wegen “Wiederbetätigung” verurteilt. Auch schwere Körperverletzung und fahrlässiger Waffenbesitz schmücken sein Vorstrafenregister.

Eder fiel schon früh durch seine Kontakte zum Blood-&-Honour-Netzwerk auf und war Jahrzehnte zweifelsfrei einer der Impulsgeber der rechten Szene in Österreich und auch Deutschland. 2018 erschien der Song Sonnenorden, eine Zusammenarbeit von Manuel Eder, dem Neonazi-Sänger Frank Haack aus dem Raum Greifswald und anderen. Eine Verbindung zwischen dem verurteilten Österreicher und der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern besteht somit schon seit Jahren [7]. Dass das Musikvideo für den neuen Kombaat-Song somit im Raum Rostock entstanden ist, überrascht nicht, zumal ein weiterer Neonazi des Stützpunktes Nord/Ost, Leon Bötefür, selbst in der Ukraine gekämpft haben soll [8].

Kein Jahr ohne Eklat

Dass bei einer ASG Fight Night erneut ein Neonazi antritt, zeigt, dass die rechte Szene weiterhin erfolgreich versucht, den Kampfsport zu unterwandern. Außerdem wird deutlich, dass das ASG nach wie vor keine zuverlässig funktionierenden Mechanismen hat, um rechte Kämpfer zu identifizieren und auszuschließen. Selbst wenn die Sportler einen offenen Umgang mit ihrer Gesinnung im Internet pflegen.

Die Teilnahme von Neonazis an Kampfsporttrainings stellt dabei eine reale Gefahr dar. Die dort erworbenen Fähigkeiten können sie an ihre Kameraden weitergeben und für Angriffe auf Andersdenkende nutzen.

Quellen:

  1. Rechtsextremismus-Vorwürfe gegen Benefiz Fight Night Güstrow: Das sagt der Veranstalter
  2. Benefiz-Veranstaltung mit Neonazi-Kadern
  3. Kampfsport und Naziideologie: Wie „Der III. Weg“ in MV Nachwuchs rekrutiert
  4. Schriftliche Anfrage: Rechtsextreme Musikszene in Bayern
  5. Auf der Jagd
  6. David Mallow
  7. Eder-Prozess in Österreich: NS-Wiederbetätigung
  8. Schweriner Neonazi offenbar beim bewaffneten Kampf in der Ukraine