ASG Güstrow erneut am rechten Rand

In diesem Jahr findet bereits zum dritten Mal die Benefiz Fight Night des Allround Sport Gyms (ASG) statt. Bei dem charitativen Event in Güstrow sollen Spenden für Kindereinrichtungen gesammelt werden. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Ringes fallen dabei immer wieder Aktive der extremen Rechten auf - und das seit Jahren.

Eine der Sportstätten des seit über 20 Jahren aktiven Vereins wurde von den Neonazis vom Dritten Weg als Vorbereitung für ihren brutalen Straßenkampf genutzt. Alles kein Grund für den Vereinsvorsitzenden Christian Bürki sich öffentlich zu positionieren und dem rechten Treiben wirksam ein Ende zu setzen.

Organisierte Neonazis im ASG Güstrow

In den vergangenen zwei Jahren fiel die Verantstaltung trotz ihres wohltätigen Anscheins immer wieder mit ihrer Nähe zu rechten Akteuren aus Mecklenburg-Vorpommern auf. So gab es bisher keine Fight Night des ASG in Güstrow, bei der nicht einschlägig bekannte Neonazis als Kämpfende antraten.

Applaudiert wurde aus dem Zuschauerraum nicht untypisch in rechter Szenekleidung und auch mal unter Zurschaustellung des Hitlergrußes. Dabei spielte es keine Rolle, dass auch verbotene Symbole und Marken offen getragen wurden 1. Die angebliche Prüfung nach rechten Symbolen und Modemarken, welche der Veranstalter in einem NDR Artikel verlauten ließ, enttarnt sich also schlichtweg als eine Lüge 2.

Das alles verwundert nicht, wenn man sich die Historie des Inhabers des ASG, Christian Bürki, anschaut. Seit 1999 ist Bürki Vereinsvorsitzender vom ASG. Schon 2011 veranstaltete er eine Fight Night in Rostock, bei welcher der Neonazi Siegfried Hille antrat. Hille nahm zu dieser Zeit auch an verschiedenen Aktionen der NPD teil 4. Seitdem hat sich scheinbar nicht viel getan. Betrachtet man die Berichte aus 2011, 2022 und 2023 lassen sich immer wieder rechte Verbindungen rund um Christian Bürki und seinem Verein finden.

Nachdem 2022 ein Bericht bei Belltower News und 2023 ein Bericht des NDR aufzeigten, dass Neonazis bei den Benefiz Fight Nights des ASG kämpften, hätte dieses Jahr eine Kehrtwende folgen können. Nicht umsonst will das ASG auf ihrer Homepage das Logo der Projektförderung „Integration durch Sport“ präsentieren. Doch schon Wochen vor dem Event ist klar, auch in diesem Jahr werden wieder Neonazis unter dem Deckmantel des „Guten Zwecks“ den Ring betreten.

Umso fataler ist das vor dem Hintergrund, dass im Juli 2024 im Zuge einer Recherche des Katapult Magazin MV bekannt wurde, dass die Vereinsräume des ASG Güstrow von militanten Neonazis genutzt werden. Dem Artikel zufolge veranstaltete der III. Weg Nord/ Ost Kampfsporttrainings in dem Güstrower Gym 4.

Der III. Weg ist eine neonazistische Partei, die an vielen Orten in Deutschland für gewalttätige Übergriffe auf Migrant*innen, queere Menschen und politische Gegner*innen verantwortlich ist. Ihr Ziel ist es Jugendliche für die eigene Ideologie anzuwerben und diese für den militanten Straßenkampf vorzubereiten. Der Katapult-Recherche zufolge steht dem seit Jahren aktiven Neonazi David Mallow für diesen Zweck ein Schlüssel zu den Räumlichkeiten des ASG in Güstrow zur Verfügung. Mallow ist einer der führenden Akteure beim Parteistützpunkt Nord/Ost.

David Mallow schließt das ASG Güstrow nach einem Training u.a. mit Randy Hussel (3.v.l) und Leon Bötefür (4.v.l.) im März 2024 ab.
David Mallow schließt das ASG Güstrow nach einem Training u.a. mit Randy Hussel (3.v.l.) und Leon Bötefür (4.v.l.) im März 2024 ab. Quelle: Katapult MV.

Ein Statement vom ASG zu diesen Vorwürfen liegt derzeit nicht vor. Noch immer ist unklar, wie sich das ASG dazu positioniert, dass gewaltbereite und militante Neonazis offenbar außerhalb der Öffnungszeiten ihre Räumlichkeiten für die Vorbereitung auf den Straßenkampf nutzen. Der Slogan „Integration durch Sport“ auf der Website des Gyms, ist im Angesicht dieser Erkenntnisse eine reine Farce.

Dass solche Kampfsporttrainings eine Gefahr für die Demokratie darstellen und darauf abzielen, Menschen anzugreifen und das bisherige System zu stürzen, wurde auch von Politiker*innen erkannt und in einer Kleinen Anfrage im Landtag MV offengelegt. Dort wird insbesondere auf die starken Verzweigungen zwischen Neonazis und Kampfsport Bezug genommen und auch die Teilnahme von Rechtsextremisten an der Fight Night des ASG Güstrow thematisiert 5.

Prüfung der Kämpfer?

Christian Meyer ist bereits mehrfach bei der Benefiz Fight Night vom ASG angetreten. 2020 trat er für den SV Reinshagen 1964 e.V. bei der Stralsunder Fight Night in den Ring. Damals schrieben die Veranstalter auf Facebook, dass die Zuschauer*innen sich “auf eine mega Stimmung durch die Bützower Jungs freuen [können].” Die “Bützower Jungs” sind eine Kameradschaftsstruktur, zu der auch Christian Meyer gehört. Der Bützower hatte 2021 an einer NPD-Demonstration am ersten Mai in Greifswald teilgenommen. Darüber hinaus ist Meyer schon seit mehreren Jahren als Rechtsextremist bekannt, da er bereits mehrmals vor Gericht stand. So wurde ihm beispielsweise der Überfall auf einen Kanuverein, sowie die Bedrohung eines Polizisten vorgeworfen 7.

Nach der Fight Night 2022 wurde seine Teilnahme an dieser Demonstration in einem Artikel von Belltower News öffentlich thematisiert 1. Trotz dieser Veröffentlichung durfte Meyer im darauffolgenden Jahr erneut antreten. Bürki erklärte in einem Interview mit dem NDR, dass Meyer beteuert habe nicht mehr so zu sein und er ihn nicht wieder antreten lassen würde, wenn er etwas Gegenteiliges erfahren sollte 2.

Christian Meyer bei einer NPD-Demonstration am 01.05.2021 in Greifswald.
Christian Meyer (3.v.l.) bei einer NPD-Demonstration am 01.05.2021 in Greifswald. Quelle: Recherchegruppe AST.

Wie glaubhaft diese Distanzierung Meyers ist, bleibt fragwürdig, da er zuletzt im März 2023, sieben Monate vor der Fight Night 2023, bei einem Rechtsrockkonzert, in Neumünster welches von der “Brigade 12 Pommern”, bzw. der “Arischen Bruderschaft” organisiert und veranstaltet wurde, zugegen war. Solche Veranstaltungen gelten als Ort der Vernetzung in der extrem rechten Szene. An diesem Abend waren Vertreter von “Blood and Honour”, “Combat 18” und den “Hammerskins” anwesend. Als die Polizei die Veranstaltung auflösen wollte, griffen einige der anwesenden Neonazis die Einsatzkräfte an. Auch ein Medienvertreter wurde vor Ort physisch angegriffen 6.

Christian Meyer bei einem Rechtsrockkonzert in Neumünster am 04.03.2023.
Christian Meyer bei einem Rechtsrockkonzert in Neumünster am 04.03.2023. Quelle: Recherche Nord.

Auch Meyers Gegner bei der Fight Night 2023 ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Stralsunder Robert Post fiel bisher vor allem durch rechte Postings auf Instagram und Facebook auf. So veröffentlichte er ein Foto von einem Wachturm des KZ Stutthof und schrieb unter das Bild “Für die Antifas”. Außerdem postete er ein Foto, auf dem er vor einer Reichskriegsflagge hockt und in die Kamera lächelt. Immer wieder sieht man ihn in seinen Posts auch mit rechter Szenekleidung.

Der Tätowierer aus Stralsund besitzt ein eigenes Studio “Midgard Tattoos”. Das Studio sponsert den umstrittenen MMA-Kämpfer Marvin Miekley von MMA Rostock, der auf eine Neonazi-Vergangenheit beim mittlerweile verbotenen “Aktionsblog” zurückblicken kann. Zur Unterstützung Miekleys reiste Post im April 2024 nach Magdeburg zu einer MMA Veranstaltung und posierte auf einem Gruppenfoto unter anderem mit David Mallow. Bürki sagte gegenüber dem NDR, dass ihm bei Post, den er persönlich kenne, nie rechte Tendenzen aufgefallen wären 2.

Post gewann den Kampf gegen Meyer, nachdem dieser sich eine Verletzung am Arm zuzog. Nach dem Kampf skandierte die Menge “Bützower Jungs, Bützower Jungs, wir sind alle Bützower Jungs!” 2.

Robert Post veröffentlicht ein Foto vom KZ Stutthof.
Robert Post veröffentlicht ein Foto vom KZ Stutthof. Quelle: Screenshot Instagram @bob_hst.
Robert Post posiert vor einer Reichskriegsflagge.
Robert Post posiert vor einer Reichskriegsflagge. Quelle: Screenshot Facebook Robert Bob Post.
Marvin Miekley, David Mallow und Robert Post in Magdeburg.
Marvin Miekley (Mitte), David Mallow (Mitte rechts) und Robert Post (4.v.r.) in Magdeburg. Quelle: Screenshot Instagram @bob_hst.

2022 kämpfte außerdem Leon Wiesner aus Tessin bei den ASG-Veranstaltungen in Güstrow und Stralsund. Auch Wiesner besuchte in der Vergangenheit mindestens eine Veranstaltung der NPD. Der Geschäftsführer und Dachdecker war am 8. Mai 2019 beim Trauermarsch der NPD in Demmin. Seine Nähe zur NPD ist nicht verwunderlich vor dem Hintergrund, dass bereits sein Vater politisch aktiv war. Obwohl Bürki gegenüber dem NDR behauptete, er habe nach der Fight Night 2022 zwei Kämpfer von dem Event ausgeschlossen, wovon einer Leon Wiesner sein dürfte, kann Wiesner 2024 wieder für die Hanse Zimmerei Rostock in Güstrow antreten. Somit ist fraglich wen Bürki damals ausgeschlossen hat und wie nachhaltig dieser Ausschluss ist 2.

Leon Wiesner am 08. Mai 2019 in Demmin.
Leon Wiesner (2.v.r. mit Cap und Tunneln) am 08. Mai 2019 in Demmin. Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin.
Fightcard Leon Wiesner 2024.
Fightcard Leon Wiesner 2024. Quelle: Screenshot Instagram.

Benefiz Fight Night Güstrow 2024

Auch Sebastian Meyer aus Laage, der für FK Farbstil in den Ring steigt, scheint Verbindungen in die extreme Rechte zu haben. Bilder, welche von EXIF veröffentlicht wurden, belegen seine Teilnahme an einem Rudolf-Hess-Gedenkmarsch 2018 in Berlin. Gemeinsam mit anderen Neonazis hat er dort ein Transparent mit der Aufschrift “Mord verjährt nicht” getragen.

Das Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Hess ist ein wiederkehrendes Event in der deutschen Neonazi-Szene, bei dem sich eindeutig positiv auf den historischen Nationalsozialismus bezogen wird. Die Teilnahme an einer solchen Demonstration setzt eine gewisse extrem rechte, geschichtsrevisionistische Überzeugung voraus.

Sebastian Meyer beim Rudolf-Hess-Gedenkmarsch 2018 in Berlin.
Sebastian Meyer (3.v.l am Banner) beim Rudolf-Hess-Gedenkmarsch 2018 in Berlin. Quelle: Exif Recherche.
Sebastian Meyer beim Rudolf-Hess-Gedenkmarsch 2018 in Berlin.
Sebastian Meyer auf der Fightcard der Fight Night in Güstrow. Quelle: Screenshot Instagram @fight_nights.mv.

Ein weiterer Kämpfer in diesem Jahr ist Felix Bentzien aus Barth, der für das Sportcenter Erlengrund antritt. Mit seiner politischen Orientierung hält Bentzien nicht weit hinter dem Berg. Auf den Social Media Kanälen vom Sportcenter Erlengrund und verwandten Seiten posiert Bentzien vielfach mit eindeutigen Neonazi-Shirts. So zum Beispiel ein Shirt mit der Aufschrift “White Live Matters”, eine rassistische Antwort auf die Tötung von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz.

Besonders sticht jedoch ein Shirt heraus. In den Armen von Robert Post trägt Bentzien ein nicht frei verkäufliches Shirt der in Deutschland verbotenen Organisation Blood & Honour, auf dem es heißt “White by Birth, 28 by Choice” - “weiß durch die Geburt, 28 (Blood & Honour) als Entscheidung”. Die weitreichenden Kontakte Bentziens zeigen sich auch darin, dass der thüringische Neonazi und Hammerskin Thomas Gerlach, der beste Verbindungen in das NSU Unterstützungsnetzwerk besitzt, Werbung für den Kampf in Güstrow machte.

Felix Bentzien im Blood & Honour Shirt Arm in Arm mit Robert Post.
Felix Bentzien im Blood & Honour Shirt Arm in Arm mit Robert Post. Quelle: Screenshot Instagram.

Bentzien ist nicht der einzige Neonazi in den Reihen des Sportcenter Erlengrund. Neben dem bereits benannten Robert Post trainiert auch der ehemalige Admin des Thiazi Forums Klaus Werner Ruthenberg hier. Vor dem Landgericht Rostock wurde Ruthenberg wegen Volksverhetzung in mehreren hundert Fällen und Bildung einer kriminellen Vereinigung zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt 8.

Der verurteilte Chefadmin des Thiazi-Forums Klaus Werner Ruthenberg vor Felix Bentzien(2.v.r) in den Räumlichkeiten vom Sportcenter Erlengrund in Barth. Quelle: Screenshot Instagram.

Auch der älteste Kandidat Andreas Walter trainiert im Sportcenter Erlengrund. Auf seinen Social-Media-Profilen finden sich zahlreiche Aufrufe zur Teilnahme an den Barther Montagsdemonstrationen, sowie rassistische und verschwörungsideologische Postings und AfD-Inhalte. Auch die erste Strophe der deutschen Nationalhymne verbreitet er auf Facebook. Manchmal trainiert der Kraftsportler auch bei dem umstrittenen Verein “MMA Rostock”.

Selbstschutz mit System - sicher unter sich

Eine wirksame Strategie gegen das extrem rechte Treiben bei der Fight Night abseits des Rings wird auch dadurch erschwert, dass die engagierte Securityfirma mit Neonazis durchsetzt ist. Inhaber der Firma “FH Security” aus Zinnowitz ist Felix Hagendorff, der bereits mehrfach bei der Fight Night sieglos antrat.

Als zur Hochphase der Corona-Pandemie das Nordmagazin die Securityfirma porträtierte, zeigte sich Hagendorff mit dem Angestellten Randy Hussel beim Training am Strand 9. Hussel ist mittlerweile Aktivist beim Dritten Weg und nimmt an internen Kampfsporttrainings und Wanderungen teil.

Welchen Zweck diese Mob-Trainings haben, zeigt der koordinierte und brutale Angriff mehrerer Mitglieder der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ) - der Jugendorganisation des Dritten Wegs - im Sommer 2024 in Berlin. Zehn bis 15 vermummte Männer, teils mit Schlagringen und Schlagstöcken bewaffnet, sollen dabei fünf Personen im Alter von 15, 32 und 39 Jahren attackiert haben 10.

Oben - v.l.n.r.: Guido Howald, David Mallow, FH-Mitarbeiter Randy Hussel. Unten: Randy Hussel im Nordmagazin. Quelle: Screenshot Instagram/Screenshot Nordmagazin.
FH Security bei der Fight Night 2022/23.
Felix Hagendorff (Mitte) mit Peter Breitsprecher (rechts) und Robert Schulz (4.v.l.) bei der Fight Night in Güstrow im Dezember 2023. Quelle: Screenshot Instagram @fh.security.

Als eine weitere Führungsperson und enger Vertrauter von Hagendorff gilt der Neonazi Peter Breitsprecher. Breitsprecher ist seit den 2000ern in der Neonaziszene aktiv, jährlicher Gast bei den revisionistischen Trauermärschen im vorpommerschen Demmin am 08. Mai und bei Konzerten in Salchow. Angebunden ist er an den Kameradschaftsbund Bargischow, einer geschlossenen Gemeinschaft mit rockergleichen Patches und Lederjacken, die, wie fast die gesamte aktive Kameradschaftsszene in MV, eher gruppen- bzw. szeneintern wirken und selbst bei Demos selten ihre Mitgliedschaft offen zeigen. Zur Kommunalwahl 2024 trat Breitsprecher im Amt Anklam-Land für die Partei Die Heimat - vormals NPD - erfolglos an.

Im Worst Case besteht die gesamte Tür aus einer Kameradschaft, so sind weitere Mitarbeiter Hagendorffs ebenfalls Mitglied beim Kameradschaftsbund Bargischow - u.a. Robert Schulz sowie Lucas Henck.

Inhaber Felix Hagendorff mit seinem engen Vertrauten Peter Breitsprecher.
Inhaber Felix Hagendorff mit seinem engen Vertrauten Peter Breitsprecher (rechts). Quelle: Screenshot Instagram @fh.security.
FH-Security im Feldeinsatz mit u.a. Peter Breitsprecher (rechts) und Robert Schulz (Mitte)
FH-Security im Feldeinsatz mit u.a. Peter Breitsprecher (rechts) und Robert Schulz (Mitte). Quelle: Screenshot Instagram @fh.security
FH-Security Mitarbeiter mit anderem Crewshirt: Kameradschaftsbund Bargischow mit Robert Schulz (rechts) und Lukas Henck (2.v.l.).
FH-Security Mitarbeiter mit anderem Crewshirt: Kameradschaftsbund Bargischow mit Robert Schulz (rechts) und Lukas Henck (2.v.l.). Quelle: Screenshot Instagram.
Kameradschaftsbund als rockerähnliche Struktur mit Peter Breitsprecher (rechts) und Robert Schulz (links).
Kameradschaftsbund als rockerähnliche Struktur mit Peter Breitsprecher (rechts) und Robert Schulz (links). Quelle: Screenshot Instagram @xx208820

Breite Unterstützung

Unter den Sponsoren der Benefiz Fight Night lassen sich verschiedene kleinere und größere, regionale und überregionale Unternehmen, welche auf der Website des Veranstalters einsehbar sind, finden. Auch verschiedene Medienverlage werden dort benannt. Selbst die Volkssolidarität ist dort gelistet, was angesichts der Nähe zu verschiedenen Neonazis, stark verwunderlich ist. Der Sozial- und Wohlfahrtsverband finanziert sich zu Teilen aus Mitgliedsbeiträgen sowie den Geschäftserträgen und setzt sich nach eigenen Angaben für eine freie, demokratische und vielfältige Gesellschaft ein. Inwiefern und in welchem Rahmen die Unterstützung der Volkssolidarität für die Benefiz Fight Night gestaltet ist, ist dabei ebenso wenig bekannt, wie die Antwort auf die Frage ob die Veranstaltung durch den Bundesverband der Volkssolidarität oder den Kreisverband Mecklenburg-Mitte gefördert wird.

Auch große Fast-Food-Restaurant-Ketten wie Dominos Pizza und Burger King stehen auf der Sponsorenliste 11. Hierbei ist ebenfalls nicht klar, ob das Sponsoring durch einzelne Franchisenehmer erfolgt oder dem übergeordneten Franchisegeber. Eine Veranstaltung mit weitreichenden Verbindungen in die neonazistische Szene zu sponsern, dürfte ohnehin einen Imageschaden für die Unternehmen bedeuten. Es bleibt offen, ob alle Sponsoren wissen, wen sie da unter dem Deckmantel des guten Zweckes fördern und unterstützen.

Neben den Sponsoren ist der Homepage des Allround Sport Gym zu entnehmen, dass der Verein durch das Projekt „Integration durch Sport“ gefördert wird, welches ein Projekt des Landessportbund MV ist. Es wird durch den Deutschen Olympia Sportbund koordiniert und unterstützt. Das Ziel ist die Teilhabe von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, sozial Benachteiligten, Frauen und Senioren am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Vereine können im Rahmen dessen unter anderem bei der Hallenmiete, den Honoraren von Übungsleitern, Reisekosten oder Gerätekosten unterstützt werden. Es liegen keine Erkenntnisse vor, in welcher Form das ASG unterstützt wurde. Dennoch wirft es viele Fragen auf, dass ein Verein mit so zahlreichen Verbindungen in die rechte Szene durch Bundesmittel gefördert wird.

Die Unterstützung für die Fight Night geht über das reine Sponsoring hinaus. So streamte die Ostseezeitung in den vergangenen Jahren die Veranstaltung live ohne die Verbindungen des ASG in die rechte Szene kritisch zu beleuchten. Vielmehr ähnelt die Berichterstattung von OZ und Nordkurier einer Werbeschalte für die Veranstaltung.

Leere Versprechungen

Es bleibt die Frage, warum sich Christian Bürki und das ASG nach wiederholten Bekanntwerdungen zu extrem rechten Sportlern in den eigenen Reihen, nicht positionieren. Die Berichterstattung der letzten Jahre hat aufgezeigt, dass es sich um militante und organisierte Neonazis handelt. Ein konsequenter Rausschmiss eben dieser würde nicht nur dem Verein zu Gute kommen, er würde das Wiederspiegeln wofür Kampfsport und Charity stehen: Für Respekt, Fairness und ein tolerantes Miteinander. Dass nach den letzten Veröffentlichungen keine eindeutigen Taten folgten, kann somit nur eine beabsichtigte Verschleierung bedeuten. Christian Bürki schafft es 2024 so weiter zu machen, wie er es 2011 schon tat. Auf dem rechten Auge blind.

Trotz angeblicher Prüfung der Kämpfer sowie der Kleidung von Zuschauenden, bleibt das Event auch weiterhin ein Meet and Greet der rechten Szene Mecklenburg-Vorpommerns. Dafür gehen Veranstalter, Kämpfer und Securitydienst Hand in Hand.

Quellen:

  1. Gemeinsam mit Neonazis zum Wohl der Kinder

  2. Diskussion um Kampfsportveranstaltung in Güstrow

  3. Nächstes Fight-Night-Outing – Erneut Rechtsextremer unter den Kämpfern

  4. Kampfsport und Naziideologie: Wie „Der III. Weg“ in MV Nachwuchs rekrutiert

  5. Kleine Anfrage des Abgeordneten René Domke, Fraktion der FDP

  6. RECHTSROCKKONZERT “DER NORDEN ROCKT” IN NEUMÜNSTER AUFGELÖST

  7. Diskussion um Kampfsportveranstaltung in Güstrow

  8. Dreieinhalb Jahre Haft für Betreiber von rechtem Internet-Forum Thiazi

  9. NDR Bericht FH-SECURITY

  10. Festnahmen bei Razzien gegen Rechtsextreme

  11. Sponsorenliste der Benefiz Fight Night