Zwischen Reha-Sport und rechtem Straßenkampf
Vormittags Rehabilitationskurse und abends extrem rechtes Kampfsporttraining. Das T&T Fitness- und Gesundheitsstudio (T&T) aus Güstrow bietet ein sportliches Angebot, von dem bewusst nicht alles auf ihrer Website steht.
Als neonazistische Partei versucht der Dritte Weg seine Anhänger:innen im Kampfsport auszubilden, um sich auch mittels Gewalt durchsetzen zu können. Die Partei versucht vor allem junge Männer für die eigene Sache zu gewinnen. Angriffe und Gewalttaten gegen politische Gegner:innen zeigen, wie weit sie bereit sind zu gehen. In Mecklenburg-Vorpommern trainieren sie regelmäßig Kampfsport und Straßenkampf in Güstrow und versuchen so ihre rechte Propaganda mit “Körper und Geist” zu verbreiten. Derzeit werden sie vom T&T darin unterstützt. Dort werden ihnen Kursräume zum Trainieren zur Verfügung gestellt, während im vorderen Bereich des Studios der normale Betrieb läuft.
Die Zusammenarbeit zwischen der neonazistischen Kleinstpartei und dem Fitnessstudio ist nicht verwunderlich, schaut man sich den Eigentümer etwas genauer an.
Gewalt auf der Straße
Die Trainings, welche der Dritte Weg durchführt, sollen dessen Mitglieder auf gewalttätige Angriffe gegen politische Gegner:innen und Andersdenkende vorbereiten. Dies zeigte sich im Sommer letzten Jahres in Berlin. Dort überfielen 15 Personen von der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ), der Jugendorganisation der Partei und deren Umfeld am Ostkreuz mehrere Menschen, die zu einer Demonstration gegen den Dritten Weg anreisen wollten und verletzten einige schwer 1, 2.
In Mecklenburg-Vorpommern hat die Partei den Stützpunkt Nord/Ost gegründet. Dieser pflegt enge Kontakte zu den gewalttätigen Berliner Kameraden. Im Frühjahr 2024 unterstützten die Berliner Neonazis Larsen Aslan, Lars-Hagen Wutschke, Julius Fast und Leander Schulze bei Aktionen in Güstrow und Rostock. Julius Fast gehörte einige Monate später zu den Angreifern vom Ostkreuz 3. Die rechten Aktivisten aus MV, David Mallow, Kevin Jeske und Guido Howald tauchten wiederum in Berlin bei einem Dritter-Weg-Training im Stadtpark Lichtenberg auf 4.
Schwerpunkt Güstrow
Kampfsporttrainings hält der Stützpunkt Nord/Ost im gesamten Bundesland ab. Den Schwerpunkt bildet jedoch Güstrow. Dort finden besonders viele Trainings statt, regelmäßig und teilweise an öffentlichen Orten. Dies ist nicht verwunderlich, da der Neonazi-Kader David Mallow, welcher die Trainings nahezu immer leitet, in Güstrow wohnt.
Zeitweise konnten die Neonazis ihr Training auch in den Räumen des Allround Sport Gyms (ASG) in Güstrow durchführen 5. Das ASG fällt immer wieder durch seine Verbindungen in die rechte Szene Mecklenburg-Vorpommerns auf. Diese zeigen sich insbesondere bei den vom ASG organisierten Fight Nights. Immer wieder treten dort Neonazis als Kämpfer an, sitzen im Publikum, tragen rechte Szenekleidung und arbeiten als Securitys 6.
Nachdem bekannt wurde, dass der Dritte Weg im ASG eigenständig trainierte, verloren die Neonazis anscheinend den Zugang zum Gym. Stattdessen begann der Dritte Weg in aller Öffentlichkeit regelmäßig in den frühen Abendstunden im Rosengarten in Güstrow zu trainieren. Von Seiten der Behörden schien das über Monate geduldet zu werden, auch wenn die Neonazis ungeniert Gruppenkämpfe für den Einsatz auf der Straße probten.


Nach einiger Zeit wechselten sie ihren Trainingsort erneut und hielten ihre Einheiten im Güstrower Viertel Distelberg ab. Als die Temperaturen zu sinken begannen, fanden sie jedoch wieder eine Trainingsmöglichkeit im Warmen. Das stramm rechts geführte T&T Fitness- und Gesundheitsstudio in Güstrow gewährt den Neonazis vom Dritten Weg aktuell Unterschlupf und lässt sie regelmäßig in einem eigenen Kursraum trainieren.

Einschlägige Kontakte in die rechte Kampfsportszene
Sowohl der Inhaber von T&T Robby Trost, als auch seine Mitarbeiterin Jacqueline Bock haben einschlägige Kontakte in die rechte Kampfsportszene. So wurden im Fitnessstudio Werbefotos für das Merchandise der extrem rechten und verbotenen Kampfsportveranstaltung Kampf der Nibelungen (KdN) gemacht. Dies überrascht nicht, da auch Robby Trost in den sozialen Medien immer wieder in Kleidung der Marke posiert und diese offen anpreist. Privat pflegt er außerdem Kontakt zu Dritter-Weg-Mitgliedern wie Guido Howald. Mit diesem trainierte er am 13.01.2025 auf einem Calisthenics Platz in Rostock Toitenwinkel.


Im Onlineshop von KdN findet man darüber hinaus einige Werbefotos, welche die T&T-Mitarbeiterin Jacqueline Bock als Model für die rechte Kleidung zeigen.

Die Fotos im KdN-Shop zeigen allerdings nicht nur die Mitarbeiterin von T&T, sondern auch den Gründer und Besitzer Robby Trost selbst. Dies ist vor dem Hintergrund der offenen KdN-Werbung auf Trosts Instagram- und TikTok-Profilen nicht verwunderlich. Auch unter Postings des TikTok-Accounts vom Kampf der Nibelungen, welcher von KdN-Gründer Alexander Deptolla selbst verwaltet wird, kann man Kommentare von Trost finden, welche auf ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Deptolla und Trost hindeuten.
Alexander Deptolla gilt als eine der Führungspersonen der Rechten Szene in Dortmund und pflegt enge Kontakte zu den verbotenen Hammerskins. Er war über lange Zeit eines der führenden Mitglieder der extrem rechten und mittlerweile verbotenen Kameradschaft Nationaler Widerstand Dortmund und engagierte sich unter anderem als Vorstandsmitglied bei der NPD bzw. der Heimat. Darüber hinaus ist er Hauptorganisator der extrem rechten Kampfsportveranstaltung Kampf der Nibelungen.
Zwar wurde die Veranstaltung mehrmals verboten, trotzdem zählt sie zu den renommiertesten und größten Kampfsportveranstaltungen der extrem rechten Szene. Sowohl im Publikum, als auch unter den Kämpfenden waren jedes Mal bekannte Neonazis aus Deutschland und anderen Ländern. Auch der Güstrower Neonazi David Mallow, welcher mit seinen Kameraden vom Dritten Weg in den Räumlichkeiten von T&T trainiert, trat bei dem Kampfsportevent an. Die Veranstaltung verdeutlicht das Gewaltpotenzial der extrem Rechten, sowie die weitreichenden Vernetzungen in die Kampfsportszene 7.

KdN-Gründer Deptolla und Mallow pflegen auch über die Veranstaltung hinaus Kontakt, sodass Deptolla bereits mehrmals in Rostock zu Besuch war. Dabei traf Deptolla auch die T&T Angestellte Jacqueline Bock.

Weitere Bilder auf der KdN-Website stammen von einem Fotoshooting am Ostseestrand. Die drei Models für dieses Fotoshooting wurden zwar verpixelt, allerdings lässt sich Jacqueline Bock anhand ihrer Tattoos zweifelsohne als Model erkennen. Auf einem der Fotos legt außerdem der bekannte Rostocker Neonazi Marcel Prätorius den Arm um sie.

Vom verbotenen Aktionsblog ins Fitnessstudio
Jacqueline Bock, die kürzlich ihren 26. Geburtstag feierte, ist seit 2020 Mitarbeiterin bei T&T. Dass sie dem Inhaber Trost auch ideologisch nahe steht, stellt sie schon seit einigen Jahren öffentlich unter Beweis. Bereits in ihrer Jugend hatte Jacqueline Verbindungen zur extrem rechten Kameradschaft Aktionsblog welche vom Verfassungsschutz beobachtet und 2021 vom Innenministerium MV verboten wurde. So zeigte sie sich bereits damals mit Neonazis aus dem Umfeld der Organisation wie Marcel Prätorius, Oliver Fischer und Guido Howald. Howald ist neben David Mallow eine weitere wichtige Figur im Aufbau der Ortsgruppe Nord/Ost des Dritten Wegs.
Im Jahr 2022 schafften Coronademonstrationen in Rostock es deutschlandweit in die Schlagzeilen, da Neonazis und Personen aus dem rechtsoffenen Hooliganmilieu Polizist:innen und Journalist:innen angriffen. An den Demonstrationen beteiligte sich auch Jacqueline Bock und befand sich dabei in unmittelbarer Nähe der Neonazis Marcel Prätorius und Guido Howald. Sie unterstützte das Aktionsblog-Mitglied Oliver Fischer während einer der Demonstrationen tatkräftig bei der filmerischen Dokumentation der Veranstaltung. Fischer war in den Jahren zuvor für die Propaganda-Videos der zu diesem Zeitpunkt bereits verbotenen Gruppe zuständig. Die Kontakte des Neonazimodels verdeutlichen, dass sie sich in hochrangigen Kreisen der extremen Rechten bewegt.

Öffentliche Gelder für extrem rechte Strukturen?
Bislang verfügt der Dritte Weg in Mecklenburg-Vorpommern über keine öffentlich bekannten eigenen Räumlichkeiten, weshalb die Partei auf Unterstützung von anderen rechten Akteuren angewiesen ist. Mit dem T&T haben sie es erneut geschafft einen Ort zum Training für den Straßenkampf zu finden. Dass der Inhaber Robby Trost bisher nicht durch seine extrem rechten Postings auf Social Media aufgefallen ist und seit Jahren durch Krankenkassenleistungen finanziert wird, ist besorgniserregend.
Die aktive Unterstützung von rechten Strukturen wie dem Dritten Weg oder auch das Fotoshooting für den Kampf der Nibelungen zeigen, dass die Räumlichkeiten des T&T als wichtige Ressource der extrem rechten Szene fungieren. Menschen, die aufgrund einer ärztlichen Verordnung zu den Reha-Kursen in eben dieses Studio gehen, haben keine Ahnung davon, dass sich im Raum nebenan eine neonazistische Partei für Angriffe auf politische Gegner vorbereitet.
Die zahlreichen Verbindungen zwischen dem Inhaber Robby Trost, der Angestellten Jacqueline Bock, Neonazi-Kadern wie David Mallow und Guido Howald und bundesweiten rechten Strukturen wie dem KdN sind belegt. Dieses enge Netzwerk, welches um das T&T gespannt ist, lässt sich weder leugnen noch durch öffentliche Distanzierungen reinwaschen, da es seit Jahren zur Ideologie der Verantwortlichen des Fitnesstudios gehört.
Sollten Krankenkassen und der Bundesverband für Rehabilitationssport keine Konsequenzen ziehen, ist davon auszugehen, dass weiterhin öffentliche Gelder in die Unterstützung rechter Strukturen fließen.