Am 1. Mai 2023 wollten die Neonazis der ‘Neuen Stärke’ eine Demonstration in Rostock veranstalten. Diese wurde durch die Stadt verboten, die Anmeldung von den Veranstalter*innen zurückgezogen. Nun mobilisiert der letzte Rest einer ehemals bundesweiten Neonazistruktur nach Waren an der Müritz. Das nehmen wir zum Anlass, die Partei in Mecklenburg-Vorpommern unter die Lupe zu nehmen.

Neue Stärke bundesweit

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die bundesweiten Anfänge der Partei: Ende 2021 gründete sich die Neonazipartei ‘Neue Stärke’. Sie ging aus dem Verein ‘Neue Stärke Erfurt e.V.’ hervor. Dementsprechend organisierte sie zu Beginn vor allem Neonazis aus dem Raum Erfurt, aber auch Magdeburg wurde einer ihrer Schwerpunkte. In der Öffentlichkeit hatte die Partei zu Recht schnell den Ruf, eine Resterampe für gescheiterte Neonazis anderer Strukturen zu sein. Möglicherweise fühlten sich dadurch auch in Mecklenburg-Vorpommern bald Neonazis von der ‘Neuen Stärke’ angesprochen und begannen, der Partei beizutreten.

Durch kontinuierliche Aktionen mit mäßigem bis schlechtem Erfolg konnte sich der Landesverband aus MV innerhalb des letzten Jahres immerhin in Stellung bringen, um nun den Bundesparteivorsitzenden und einen Stellvertreter zu stellen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich viele andere Landesverbände aufgrund interner Streitigkeiten und Repressionen im Niedergang befinden.

Aktivitäten der NSP MV

Seit der Gründung des Landesverbandes war in MV von Demonstrationen über versuchte Angriffe auf Linke bis hin zu gemeinsamen Schießübungen im Ausland alles dabei, was das Neonazi-Standardprogramm hergibt.

Ende Januar 2022 begannen Neonazis aus MV das Label ‘Neue Stärke Partei’ zu verwenden. Zunächst taten sich diese durch Beteiligung an Demonstrationen der Partei in anderen Bundesländern und Propagandaaktionen in Neubrandenburg hervor. 1

Die erste größere Aktion sollte eine Demonstration am 05.03.22 in Waren (Müritz) werden. Diese scheiterte jedoch auf vielen Ebenen. Bereits einen Tag zuvor, am 04.03.2022, wurden die Wohnungen von Christoph Thews und seinem Sohn Emanuel, sowie die des damals in Röbel wohnhaften Anmelders der Demonstration, Enrico Pridöhl, durchsucht. Grund für die Durchsuchungen war der Verdacht auf Volksverhetzung in den sozialen Medien. 2

An der Demonstration am darauffolgenden Tag nahmen etwa 10 Personen teil, darunter die Rostocker Dominik Stroik und Marc Drexler, Volker Giessler, Leon Schumann und David Piskorski aus Neubrandenburg, Christoph und Emanuel Thews aus Waren, sowie Michelle Estner und Christian Kressin aus Güstrow. Prominente Unterstützung bekamen die Mitglieder der ‘Neuen Stärke MV’ von dem Bundesvorsitzenden der Partei ‘Die Rechte’, Christian Worch. Starker antifaschistischer Gegenprotest zwang die Neonazis jedoch dazu, ihre Veranstaltung vorzeitig zu beenden und eine weitere geplante Versammlung am Nachmittag abzusagen.

Neonazis am 5.03.2022 in Waren
Neonazis am 5.03.2022 in Waren. Von links nach rechts: Michelle Estner, Christian Kressin, Marc Drexler, unbekannt, Christoph Thews, Volker Giessler, David Piskorski, Leon Schumann, unbekannt. Quelle: Ruben Dörfler.

Anfang Mai 2022 machte der Landesverband MV seine Gründung offiziell. Am 16.07.2022 veranstalteten sie gemeinsam mit dem mehrfach verurteilten Rechtsradikalen Sven Liebich aus Halle eine Kundgebung in Rostock Warnemünde. Der Hallenser fungierte, auf dem Dach eines Transporters stehend, als Redner der Kundgebung unter dem Motto “MV steht auf”. Er ließ keine Gelegenheit aus, die Gegendemonstrant*innen zu beleidigen und langweilte selbst die anwesenden Neonazis mit seinen wirren Geschichten. An der Kundgebung nahmen Neonazis der ‘Neuen Stärke’ und der ‘Rostocker Division’ teil. Außerdem waren Nazis aus Halle und Brandenburg in Warnemünde anzutreffen.

Christoph Thews bei der Kundgebung in Warnemünde am 16.07.2022
Von links nach rechts: Christoph Thews, Dirk Christen, unbekannt, Patrick Schulz bei der Kundgebung in Warnemünde am 16.07.2022. Quelle: Lotta Ulrich.
Marc Drexler und Emanuel Thews bei der Kundgebung in Warnemünde am 16.07.2022
Links Marc Drexler (Bart, groß), rechts Emanuel Thews bei der Kundgebung in Warnemünde am 16.07.2022. Quelle: Lotta Ulrich.

Im Sommer und Herbst 2022 beteiligten sich die Nazis aus MV sowohl an bundesweiten Demonstrationen der Partei als auch an lokalen Montagsdemonstrationen, vor allem in Waren (Müritz), Röbel und Güstrow. Bei den Veranstaltungen der ‘Querdenker’, beziehungsweise des ‘Unternehmeraufstand MV’, konnten sie sich nur bedingt integrieren. Zumeist standen sie am Rand der Veranstaltungen mit Fahnen und Merch der ‘Neuen Stärke Partei’ und versuchten vergeblich mit anderen Demonstrant*innen ins Gespräch zu kommen.

Im Oktober 2022 unternahmen die Neonazis von der ‘Neuen Stärke MV’ den bereits erwähnten Ausflug zu einem tschechischen Schießstand. Dort konnten sie unkontrolliert an Waffen trainieren und auf menschliche Silhouetten schießen. Mehr Informationen zu dem Ausflug und den beteiligten Nazis gibt’s hier.

Einen erheblichen Aufschwung konnte der Landesverband am 05. November 2022 verzeichnen. Bei dem Bundesparteitag in Erfurt wurde der Warener Christoph Thews zum Bundesvorsitzenden gewählt, Benjamin Pötzsch zu einem seiner Stellvertreter und Christian Kressin aus Güstrow zum Beisitzer ernannt. Damit hat sich ein großer Teil der Macht innerhalb der Partei nach Mecklenburg-Vorpommern verschoben. Daraus folgt, dass es in MV und vor allem in der Müritzregion ein höheres Aktionspotential gibt als in anderen Regionen Deutschlands. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Mitglieder des Landesverbands.

Aktive Mitglieder der NSP MV

Christoph, Sylvia und Emanuel Thews

Die Familie Thews stellt einen großen Teil der ‘Neuen Stärke MV’. Christoph Thews ist, wie bereits erwähnt, seit November 2022 der Bundesvorsitzende der Partei. Ebenso wie sein Sohn ist er bei allen Aktionen des Landesverbandes MV anzutreffen.

Er hat eine lange Nazikarriere hinter sich und war bereits Mitglied verschiedener neonazistischer Organisationen. In jüngster Vergangenheit machte er beispielsweise mit einer Störaktion auf sich aufmerksam: Als am 09. November 2022 die Stadt Waren (Müritz) der Reichsprogromnacht gedachte, bedrohte Christoph Thews den Stadtpräsidenten und zerstörte ein Gebinde, sowie abgelegte Blumen. Diese Aktion ist ein Paradebeispiel für die neonazistische und antisemitische Gesinnung der Parteimitglieder.

Der Neonazi Thews wurde 1988 geboren und wohnt mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in der Mozartstraße in Waren (Müritz). Die politische und physische Nähe zu Doris Zutt und ihrem ehemaligen Patriotentreff im Nachbarhaus kommt sicher gelegen.

Christoph (links) und Emanuel Thews (rechts).
Christoph (links) und Emanuel Thews (rechts). Quelle: Endstation Rechts.
Christoph (links) und Emanuel Thews (rechts).
Christoph Thews am Transparent auf einer NSP-Demo am 03.09.2022 in Magdeburg. Quelle: Presseservice Rathenow.

Nach Christoph und seinem Sohn Emanuel wurde auch Mutter und Ehefrau Sylvia Thews-Kähler am 03. September 2022 bei einer Demonstration in Magdeburg in die Partei aufgenommen. Sylvia Thews-Kähler wurde 1986 geboren. Bevor sie und ihr Ehemann sich der ‘Neuen Stärke’ zuwandten, waren sie gemeinsam mit Doris Zutt in der NPD lokalpolitisch aktiv. Im Rahmen dieser Aktivitäten kandidierten sie zuletzt 2019 für Ämter in der Gemeindevertretung Waren (Müritz). 3

Aufnahmeritual bei NSP-Demo am 3.09.2022 in Magdeburg.
Diese 6 Personen wurden auf einer NSP-Veranstaltung am 3.09.2022 in Magdeburg in die Partei aufgenommen. Von links nach rechts: Florian Reibe aus Erfurt (nicht Teil des Aufnahmerituals), 'Alex aus MV', Benjamin Pötzsch, Christian Kressin, Silvia Thews-Kähler, Michelle Estner, Stanley Pfeffer aus Erfurt. Quelle: Recherche Nord.
Sylvia Thews-Kähler.
Sylvia Thews-Kähler (Mitte) auf einer NSP-Demo am 03.09.2022 in Magdeburg. Links: Christian Kressin. Rechts: Stanley Pfeffer aus Erfurt. Quelle: Presseservice Rathenow.

Sohn Emanuel Thews tritt seit den ersten Aktionen des Landesverbandes, häufig gemeinsam mit seinem Vater, bei den Veranstaltungen der ‘Neuen Stärke’ auf. Sein Auftreten ist teilweise aggressiv. Beispielsweise versuchte er im August 2022 die Anreisenden zur bundesweiten Lichtenhagen-Gedenkdemonstration in Rostock mit einem Schlag gegen das Zugfenster einzuschüchtern. 4 Er ist zudem in der im April 2023 neu gegründeten Jugendorganisation der Partei aktiv. Auch seine Freundin Sandy Wondrusch ist hin und wieder bei Veranstaltungen der ‘Neuen Stärke’ anzutreffen.

Emanuel Thews beim Müllsammeln in Waren.
Emanuel Thews beim Müllsammeln in Waren. Quelle: Telegram.

Die Wohnung der Thews wurde im Zeitraum eines Jahres bereits zwei Mal durchsucht. Die erste Durchsuchung erfolgte, wie bereits erwähnt, am 04.03.2022. Die zweite Durchsuchung fand am 18.01.2023 bei dem 17-jährigen Emanuel Thews statt. Am selben Tag wurden außerdem die Wohnungen von Michelle Estner und Christian Kressin in Güstrow durchsucht. 5

Marc Drexler

Der Rostocker Marc Drexler, Jahrgang 1976, tauchte immer wieder bei AfD-Kundgebungen in Rostock auf und war Vice Leader bei den ‘Soldiers of Odin’. Seit 2022 ist er beständiger Teilnehmer der Veranstaltungen der ‘Neuen Stärke’. Als passionierter Laubenpieper war er zudem Kassenwart beim Rostocker Kleingartenverein ‘Luftwarte e.V.’.

Marc Drexler bei einer Kundgebung der NSP in Rostock Warnemünde am 16.07.2022.
Marc Drexler (links) bei einer Kundgebung der NSP in Rostock Warnemünde am 16.07.2022.. Quelle: Lotta Ulrich.
Marc Drexler bei einer Kundgebung der 'Soldiers of Odin' in Warnemünde.
Marc Drexler bei einer Kundgebung der 'Soldiers of Odin' in Warnemünde (4. von links). Quelle: Endstation Rechts.
Marc Drexler bei einer AfD-Demo am 22.09.2018 mit Björn Höcke in Rostock.
Marc Drexler bei einer AfD-Demo am 22.09.2018 mit Björn Höcke in Rostock (Soldiers of Odin Jacke links). Quelle: Endstation Rechts.

Christian Kressin

Der Handwerker Christian Kressin, Jahrgang 1994, ist ein altbekannter Kameradschaftler aus Güstrow. Er kandidierte 2019 bei der Wahl der Gemeindevertretung für das freiheitliche Bündnis in Güstrow. 6

Gemeinsam mit seiner Freundin Michelle Estner, die ebenfalls in Güstrow wohnt, tritt er immer wieder bei den Veranstaltungen der Partei auf. Ebenso wie Sylvia Thews-Kähler wurde er am 03. September 2022 bei einer Demonstration in Magdeburg offiziell in die Partei aufgenommen. Beim Bundesparteitag im November 2022 wurde er zum Beisitzer ernannt. Am 18.01.2023 fand in seiner Wohnung in Güstrow eine Hausdurchsuchung statt. Anlass waren vermeintlich von ihm und anderen Neonazis ausgehende Bedrohungen. 7

Christian Kressin.
Christian Kressin (links) auf einer NSP-Demo am 03.09.2022 in Magdeburg. Mitte: Sylvia Thews-Kähler. Rechts: 'Stanley aus Sömmerda'. Quelle: Presseservice Rathenow.
Christian Kressin mit 'Kill your local antifa'-Shirt.
Christian Kressin trägt am 03.09.2022 ein Shirt mit der Aufschrift: "Hunting Season/ Kill your local Antifa". Quelle: Presseservice Rathenow.
Christian Kressin am 21.01.2023 in Magdeburg beim Trauermarsch der 'Neuen Stärke'
Christian Kressin am 21.01.2023 in Magdeburg beim Trauermarsch der 'Neuen Stärke'. Quelle: Pixel Matsch.

Michelle Estner

Michelle Estner wurde 2002 geboren und zog von Altenburg (Thüringen) nach Güstrow. Zuvor wohnte sie außerdem in Leipzig. In Güstrow schloss sie sich ebenfalls der ‘Neuen Stärke’ an. Gemeinsam mit Christian Kressin und Sylvia Thews-Kähler wurde sie im September 2022 in Magdeburg offiziell in die Partei aufgenommen. Dennoch war sie bereits zuvor bei den meisten Aktionen des Landesverbandes anwesend. Beispielsweise fungierte sie im Juli 2022 bei der Kundgebung in Warnemünde als Ordnerin. Auch ihre Wohnung in Güstrow wurde am 18.01.2023 durchsucht. Dies stand im Zusammenhang mit den selben Vorwürfen, die zu Kressins Hausdurchsuchung führten.

Michelle Estner als Ordnerin am 16.07.2022 in Warnemünde
Michelle Estner als Ordnerin am 16.07.2022 in Warnemünde. Quelle: Lotta Ulrich.

Dirk Christen

Dirk Christen ist zuvor nicht durch Nazi-Aktivitäten aufgefallen. Er tauchte erstmals im Zusammenhang mit der ‘Neuen Stärke’ auf und ist seither ständiger Teilnehmer der Aktionen in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Motorhaube seines Autos prangt eine schwarze Sonne. Auch Christen kommt aus der Müritzregion und besitzt einen Kleingarten. Auf Facebook präsentiert er sich mit einer Waffe.

Dirk Christen bei dem Trauermarsch am 21.01.2023 in Magdeburg
Dirk Christen bei dem Trauermarsch am 21.01.2023 in Magdeburg. Quelle: Pixel Matsch.

Leon Schumann

Leon Schumann wohnte lange in Neubrandenburg, ist ausgebildeter Elektriker und arbeitet jetzt in Rostock. Er war bereits auf den ersten Mobifotos aus Mecklenburg-Vorpommern zu sehen und ist seit Beginn Teil der Partei. Man trifft ihn oft im Block 9A des Ostseestadions. Gemeinsam mit Neonazis aus anderen Städten gründete er im April 2023 die Gruppe ‘Letzte Rettung Germania’. Die Gruppe gibt an, sich für Mobbingopfer einzusetzen; Schumann bezeichnet sich selbst als solches.

Leon Schumannn am 13.02.2022 bei einem Neonaziaufmarsch in Dresden
Leon Schumannn (Mitte, mit Gesichtstattoo) am 13.02.2022 bei einem Neonaziaufmarsch in Dresden. Quelle: Tim Mönch.
Leon Schumann am 26.03.2022 in Gera
Leon Schumann (Mitte, Septum, Gesichtstattoo) am 26.03.2022 in Gera. Quelle: Dani Luiz.

Benjamin Pötzsch

Benjamin Pötzsch ist der stellvertretende Vorsitzende der Partei. Er wurde ebenfalls im November 2022 gewählt. Sein Aufstieg in der Partei war rasant, da er erst im September 2022 aufgenommen wurde. In Anbetracht der Tatsache, auf welch dürftige Mitgliederzahl die Partei mittlerweile geschrumpft ist, kann dies aber kaum als großer Erfolg gelten.

Benjamin Pötzsch (macht Selfie) am 11.02.2023 in Dresden.
Benjamin Pötzsch (macht Selfie) am 11.02.2023 in Dresden. Quelle: Recherche Nord.

Dominik und Marc Stroik

Dominik und Marc Stroik zählen ebenfalls zum Umfeld des Landesverbandes der Partei. Dominik taucht recht häufig bei ihren Veranstaltungen auf. Er scheint schon seit längerem in Verbindung zu den Güstrower Neonazis Michelle Estner und Christian Kressin zu stehen. So tauchte er bereits 2021 in Güstrow auf, um mit den beiden und weiteren Neonazis am Rande eines antirassistischen Musikfestivals zu provozieren.

Auch Marc Stroik pflegt seit langem Beziehungen zur Naziszene des Bundeslandes. Bereits 2018 nahm er mit weiteren Rostocker Neonazis an einer AfD-Demo in der Hansestadt teil.

Gemeinsam versuchten die beiden am 1. Mai 2022 eine antifaschistische Demonstration in Toitenwinkel zu stören.

Marc Stroik bei einer AfD-Demo mit Björn Höcke am 22.09.2018 in Rostock
Marc Stroik (FCK ANTIFA Pulli und Sonnenbrille) bei einer AfD-Demo mit Björn Höcke am 22.09.2018 in Rostock. Quelle: Endstation Rechts.
Dominik Stroik (rechts) am 16.07.2022 in Warnemünde
Dominik Stroik (rechts) am 16.07.2022 in Warnemünde. Quelle: Lotta Ulrich.

Gregor Alexander Michels

Gregor Alexander Michels ist ein umtriebiges Combat-18-Mitglied aus Malchin. Er saß bereits mehrere Jahre wegen eines schweren Gewaltdelikts im Gefängnis. Michels ist vor allem in Rheinland-Pfalz mit der ‘Neuen Stärke’ aktiv gewesen. 8 Im Jahr 2022 traf er sich mehrfach mit den Neonazis der ‘Neuen Stärke MV’. Am 30.07.2022 nahm er an einer Kundgebung der ‘Neuen Stärke’ in Güstrow teil. Zu Gast waren auch Erfurter Neonazis.

Einen Monat später, am 27. August 2022, trafen sich die Neonazis in einem Kleingarten und verbrachten gemeinsam den Abend. Zuvor hatten einige von ihnen versucht, die Zuganreise zur Lichtenhagen-Gedenkdemonstration zu stören.

Weiterführende Informationen über Alexander Michels finden sich hier und hier.

Gregor Alexander Michels am 30.07.2022 in Güstrow
Gregor Alexander Michels (unten, 2. von links) am 30.07.2022 in Güstrow. Quelle: Telegram.
Gemeinschaftsabend am 27.08.2022
Gemeinschaftsabend am 27.08.2022. Von links nach rechts. Oben: Emanuel Thews, Christian Kressin, unbekannt, unbekannt, Marcus Wendt, Ronny Schröter, unbekannt, Gregor Alexander Michels, unbekannt; unten: Dirk Christen, Christoph Thews, unbekannt. Quelle: Telegram.

Weitere Personen aus MV, die zu Beginn relevant für die Partei waren, sind Volker Giessler und David Piskorski. Beide wohnen in Neubrandenburg. David Piskorski ist bereits seit vielen Jahren aktiver Neonazi. Volker Giessler hingegen war vor seiner Aktivität bei der ‘Neuen Stärke’ nicht bekannt. 1

David Piskorski am 26.03.2022 in Gera
David Piskorski (rechts) am 26.03.2022 in Gera. Quelle: Micha Weiland.

Vernetzung

Der Landesverband MV scheint sich um die Vernetzung mit anderen Neonazis aus dem Bundesland zu bemühen. Besonders oft taucht in ihrem Umfeld der notorische Neonazi-Straftäter Nils Matischent auf.

Matischent war bis 2017 NPD-Politiker. Als bekannt wurde, dass er im NPD-Verbotsverfahren erwähnt wird, verließ er jedoch die Partei. Seit jeher macht er vor allem mit Straftaten Schlagzeilen: Er griff einen Jugendclub an, stahl 20 Waschmaschinen, verkaufte Diebesgut, hortete Waffen, beleidigt und bedroht regelmäßig Menschen. Auch eine Rohrbombe und 60kg Pyrotechnik wurden bereits bei ihm sichergestellt. 9, 10

Unter anderem in Begleitung von Christian Kressin, Christoph Thews, Emanuel Thews, Michelle Estner, Marc Drexler und Benjamin Pötzsch begab sich Nils Matischent im Oktober 2021 an die Grenze zu Polen. Dort gaben sie vor, “die Grenze zu kontrollieren” und reihten sich damit in die Versuche zahlreicher rechter Gruppen ein, die in dieser Zeit migrantisierte Menschen, auch unter Einsatz von Gewalt, am Grenzübertritt hindern wollten.

Auch zum gemeinsamen Schießtraining in Tschechien wurden die Mitglieder der ‘Neuen Stärke MV’ von Matischent begleitet. 11

Nils Matischent und NSP-MV an der Grenze zu Polen.
Unter anderem Nils Matischent, Christian Kressin, Christoph Thews, Emanuel Thews, Michelle Estner, Marc Drexler und Benjamin Pötzsch an der Grenze zu Polen. Quelle: Facebook.

Resümee

Abschließend lässt sich feststellen, dass die ‘Neue Stärke’ in Mecklenburg-Vorpommern zwar nicht aus vielen Personen besteht, auf lokaler Ebene aber dennoch eine Gefahr für einzelne Akteur*innen darstellt.

Die Neonazis sind zum Teil gut im Bundesgebiet vernetzt. Auf ideologischer Ebene sind sie gefestigte Nationalsozialist*innen. Obwohl die Neonazis aus dem Nordosten bisher keine großartigen Erfolge verzeichnen konnten, nehmen sie kontinuierlich an lokalen Protesten und Demonstrationen in anderen Städten teil. Dabei erfahren sie immer wieder staatliche Repression.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die ‘Neue Stärke’ in Mecklenburg-Vorpommern im Angesicht des rasanten Niedergangs der Bundespartei ebenso in ihre Einzelteile zerlegen wird.

Quellen

  1. Recherche zum Start von NS MV im Raum Neubrandenburg
  2. Nordkurier zur Demo in Waren am 5.03.22
  3. Kandidatur Sylvia Thews
  4. Neonazis der NSP belästigen eine Zuganreise zur Lichtenhagen-Demo
  5. Hausdurchsuchungen bei NSP-Mitgliedern
  6. Christian Kressins Kandidatur für das freiheitliche Bündnis
  7. Hausdurchsuchungen bei NSP-Mitgliedern
  8. Twitter-Thread zu Gregor Alexander Michels
  9. Taz-Artikel über Nils Matischent, Endstation Rechts über Nils Matischent
  10. Nils Matischent verlässt NPD
  11. Schießtraining der NSP-MV in Tschechien

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